
In
Gedenken an einen besonderen Menschen
Nicole Schröder
* 26.9.1970 † 7.1.2025

Als Gott sah, dass der Weg zu lang,
der Hügel zu steil, das Atmen zu
schwer wurde,
legte er seinen Arm um Dich und
sprach:
"Komm heim"
Nicht verloren, nur voran gegangen.
Nicole 2019 auf Norderney – Nicole
war ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch,
darum ist das Foto bewusst nicht in schwarz-weiß,
sondern farbig.


Schreib ihr Deine Gedanken:
Gedenkseite von Nicole auf Facebook
An meinen Schatz


20. Januar 2025
Liebe Nicole,
Du bist jetzt an einem besseren Ort.
Du hast es überstanden.
Wir vermissen Dein Lachen, Deine
Hilfsbereitschaft, Dein fröhliches Wesen, Deinen Optimismus.
Du fehlst uns in jedem Moment und
manch einer fragt sich, wie es ohne Dich weitergehen soll, und fühlt sich
allein gelassen und um die gemeinsame Zeit betrogen, die noch vor uns liegen
sollte.
Du wolltest noch nicht gehen, niemand
hat Dich gefragt - wärst gerne noch geblieben.
Doch niemals geht man so ganz, Du
wirst immer in unseren Herzen sein und in so mancher stillen Stunde werden wir
an Dich denken. Und sonst auch!
Diesen letzten Weg musst Du allein
gehen, niemand kann Dich begleiten.
Aber wir haben Dich nicht verloren, Du
bist nur voran gegangen. Wir sehen uns wieder.
In ewiger Liebe und Dankbarkeit
Dein Markus, Deine Familie und Deine
Freunde und Kollegen.

4. Februar 2025
Wo bist Du?
Früh am Morgen, manchmal mitten in der
Nacht, wache ich auf. Der erste Gedanke gilt Dir. Ich sage Dir, dass ich Dich
Liebe und vermisse, Du fehlst mir. Wo bist Du? Die Welt ist leer geworden. An
Schlaf ist nicht zu denken, ich stehe auf. Ich mache mir einen Kaffee mit
Deiner Kaffee-Maschine und lese Nachrichten. Ich würde gerne mit Dir darüber
reden, was in der Welt passiert, und Deine Meinung hören. Aber das geht nicht
mehr, das alles passiert nun ohne Dich.
Ich raffe mich auf, Dinge müssen
erledigt werden. Kündigungen, Anträge, viel Papierkram. Sterbeurkunde,
Todesfall, Beileid - und überall steht Dein Name drauf. So unwirklich, und so
früh.
Das Leben geht weiter - was für ein
Scheiß.
Trotzdem tut es das. Jetzt muss ich
Sachen erledigen, die Du früher erledigt hast. Manchmal weiß ich gar nicht wie
und wünsche mir Hilfe von Dir, aber immer erschüttert es mich, dass ich nun
Deine Aufgaben erledigen muss, weil Du es nicht mehr kannst.
Aufräumen. Jetzt oder später? Wird es
später leichter? Ich fange an, zu sortieren. Was bleibt, was kommt weg.
Persönliche Dinge. Dinge, die Dir wichtig waren, die Du geliebt hast, die Du
von Menschen bekommen hast, die Dich geliebt haben. Du brauchst sie nicht mehr,
sie enden in einem blauen Sack. Es bricht mir das Herz.
Abendessen - Mama hat gekocht.
Gesprochen wird wenig. Die Fröhlichkeit, die Leichtigkeit, die Diskussionen,
alles weg. Alle trauern. Ein Platz am Tisch bleibt leer. Es sitzen drei Leute
am Tisch wo früher vier saßen.
Danach beginnt die Einsamkeit.
Irgendwas zu tun? Irgendjemand da, mit dem man reden kann? Die Welt kommt zur
Ruhe, macht Feierabend. Die Ablenkung fehlt. Die, die mir zuhören, will ich
nicht überstrapazieren. Sie könnten sich abwenden. Trauer ist anstrengend - für
alle ... und macht einsam. Wieder diese Unfassbarkeit, die Ungläubigkeit. Es
fühlt sich nicht real an.
Geschimpft habe ich auch mit Dir. Das
gehört zu einer Beziehung wohl dazu. Trotzdem tut mir jedes einzelne Mal jetzt
unendlich leid. Stattdessen hätte ich Dir helfen müssen und Dich unterstützen.
Das kann ich jetzt nicht mehr. Sei mir bitte nicht böse.
Ich gehe ins Bett, hoffe auf ein wenig
Schlaf.
Der letzte Gedanke gilt Dir. Ich sage
Dir, dass ich Dich liebe und vermisse, Du fehlst mir.
Wo bist Du?

16. Februar 2025
Weggehen und letzte Male und Fixpunkte
40 Tage ist es jetzt her. Gestern vor
40 Tagen, am Samstag, den 4. Januar habe ich Dich zum Letzen Mal besucht. Zum
letzten Mal miteinander gesprochen. Hoffnungsvolle Worte vom Arzt. Zum Abschied
ein Kuss, ein streicheln über die Wange. Morgen komme ich nicht, es soll
Eisregen geben. Wir sehen uns Montag wieder - dazu kam es nicht mehr.
Am Sonntag ein paar Worte über
WhatsApp. Belanglos eigentlich. Dir ging es nicht gut, morgen würde es besser
sein - bestimmt. Letzte Worte um 20:07 h, wie ich heute weiß. Die behalte ich
für mich.
Gleicher Abend um 21:56 h. Das Telefon
klingelt. Wer ruft denn ... Bremer Nummer ... bitte nicht das Krankenhaus.
Doch. Intensivstation. Ihre Frau liegt bei uns. Ich höre die Worte wie durch
Watte. Was? Wie? Warum? Morgen mehr. Aufgelegt. Totale Leere. Passiert das
gerade wirklich?
Montag Ärzte am Telefon. Diskussionen,
Erklärungen, Prognosen, Vertrösten auf Dienstag.
Dienstagmorgen will ich ins
Krankenhaus fahren. Ich bin im Badezimmer, als das Telefon klingelt. Wieder die
Intensivstation. Wir haben mit den Fachärzten gesprochen und würden ihnen gerne
unser Konzept vorstellen. Konzept? Hoffnung keimt auf. Aber auch: es steht
nicht gut um ihre Frau.
Ich fahre ins Krankenhaus, mein Vater
begleitet mich. Die Ärztin führt uns in einem abgedunkelten Raum mit Blumen und
Ornamenten und bequemen Sesseln. Was jetzt kommen würde war mir sofort klar.
Wieso? Warum? Aber ... kann man nicht? Nein! Wir gehen jetzt zu Ihrer Frau,
dann können Sie sich verabschieden.
Da liegt sie. Scheinbar friedlich
schlafend. Man senkt das Bett ab. Ich nehme ihre Hand - sie ist eiskalt. Ich
streichele ihr über die Wange und das Haar. Die Atemschutzmaske, die man mir
gegeben hat, ist mir egal. Ich nehme sie ab und küsse meine Frau Nicole ein
letztes Mal. Ich flüstre ihr ins Ohr, dass ich sie liebe und hoffe, dass sie es
hört und dass es sie beruhigt.
Es ist kurz nach 11 Uhr als ich mich
umdrehe und das Zimmer verlasse, um sie zum Sterben allein zurückzulassen. Ich
hätte es nervlich nicht durchgestanden, dort zu bleiben. Ich hoffe, Du
verzeihst mir. Das wird für immer der schlimmste Moment in meinem Leben
bleiben.
Danach müssen wir noch ihre
persönlichen Dinge auf der Station abholen und fahren dann nach Hause.
Um 11:58 h am Dienstag, den 7.1.2025
ist Nicole für immer eingeschlafen, eine Stunde, nachdem ich bei ihr war.
Heute stehe ich an Deinem Grab.
Ich rede mit Dir, sage Dir wie sehr
ich Dich liebe und vermisse und wie sehr Du mir fehlst.
Und immer wieder drehe ich mich um und
gehe … und lasse Dich zurück.
So schlimm.
20. Februar 2025
Dein Zimmer ist leer. Die Möbel, klar
– von Dir ausgesucht. Ein paar Deko-Elemente auch. Das eine oder andere
Erinnerungsstück habe ich aufgehoben, die kommen wieder rein. Und ein schönes
Foto. Später.
Viel ist nicht geblieben. Dein
Fernseher, auf dem Du Deine Lieblingsserien geschaut hast. Dein Schreibtisch
für das Homeoffice seit 2020 – leer. Dein Teleskop am Fenster. Und Dein
Schlafsofa, auf dem Du die letzten Nächte in Deinem Zuhause verbracht hast. Und
Deine Gitarre dort neben dem Sofa, auf der Du schon ewig nicht mehr gespielt
hast.
Du hast hier gelebt, gearbeitet,
gelacht, gefeiert, geweint, gehofft und gebangt.
Hier war Dein Lebensmittelpunkt.
Ich sitze allein in dem leeren Zimmer
und ich glaube zu hören, wie Du sagst: “Warum machst Du das? Warum räumst Du
alle meine Sachen weg? Darf ich nicht mehr hier sein?"
…

01. März 2025
Mein lieber Schatz,
genau heute vor 25 Jahren haben wir
uns im Standesamt in Achim das Ja-Wort gegeben. Die kirchliche Hochzeit fand am
09.09.2000 statt.
Eine kleine, ruhige Feier mit Eltern,
Großeltern und Trauzeugen. Die große Feier sollte im September folgen. Aber
ruhig ging
es uns nie, immer auf der Überholspur
des Lebens. Erst bricht sich mein Papa ein paar Tage vor der Hochzeit den Arm
und ich musste ihn zur Feier aus dem Krankenhaus abholen. Den Brautwagen musste
Mama dann fahren. Nach der Trauung regnet es auf den Brautstrauß - schön, aber
dann verfingen sich die Scheibenwischer vom Brautwagen in der Deko und ich
musste mitten auf der Kreuzung alles entwirren.
Und dann vergisst der Wirt des
Restaurants den Termin: "War das heute?"
Hat dann aber doch noch funktioniert
und wir haben den Tag danach bei uns zuhause gemütlich ausklingen lassen.
Jetzt waren wir Mann und Frau.
Endlich. Dich gebe ich nicht wieder her.
So schön.
Du solltest jetzt bei mir sein
…

09.
März 2025
Essen gehen
Wir müssen mal raus. Meine Eltern und ich gehen
essen. Butjadingen, Nordseeblick. Schönes Wetter, gemütliche Anfahrt über
Landstraßen. Zu früh dort, Zeit für einen Spaziergang am Meer.
Danach ins Restaurant. Drei Leute am Tisch, ein
Platz bleibt leer - das hatten wir schon.
Die Karte wird gebracht. Angebot studieren. Früher
haben wir uns immer gegenseitig beraten. Hast Du das gesehen? Mal ausprobieren?
Wollen wir uns die Vorspeise teilen? Welche nehmen wir? Das alles fehlt jetzt.
Jeder wählt für sich allein, kaum Gespräche.
Die Vorspeise kommt. Danach der Hauptgang. Probieren
vom Teller des anderen? Bewertung, was ist gut, was nicht? Was können wir
zuhause mal ausprobieren? Das alles fehlt.
Gespräche am Tisch, Erlebnisse, Pläne für die
Zukunft, alles weg. Meine Eltern und ich haben die letzten Wochen gemeinsam
erlebt. Da gibt es kaum Gesprächsstoff. Und Zukunftspläne? Eher nicht.
Nach dem Essen raus. Draußen frische Luft,
Nordseebrise. Dämmerung über dem Wasser. Du fehlst!
Dann im Auto nach Hause. Papa fährt. Ich weine.
Niemand sieht es, es ist dunkel.

21.
März 2025
Was würde Nicole wollen?
Ständig muss ich an Nicole denken. Jeden Tag, jede
Stunde, bei jeder Gelegenheit. Beinahe nichts, was mich nicht an sie erinnert.
Und immer macht es mich traurig, unsagbar traurig. Wäre ich an ihrer Stelle, es
würde mir das Herz brechen, meinen geliebten Menschen so dermaßen unglücklich
zu sehen. Das würde ich nicht wollen. Und sie ganz sicher auch nicht. Wenn es
immer nur negative und traurige Gedanken sind, die sie erreichen, dann findet
sie nie ihren Frieden.
Sie würde sehen wollen, wie ich allein immer besser
zurechtkomme und auch ihre Aufgaben übernehme. Sie würde wollen, dass ich mir
treu bleibe, mich nicht verbiege und der Mensch bleibe, den sie geliebt hat,
auch mit den Ecken und Kanten. Und sie würde wollen, dass ich Dinge zu Ende
bringe, die wir gemeinsam begonnen oder geplant haben. Sie würde wollen, dass
ich wieder Glück erfahre.
Trauer gehört dazu. Wer nicht trauert, der hat nicht
geliebt.
Was aber, wenn die Trauer das Leben bestimmt und
alles andere in den Hintergrund tritt?
Natürlich kann ich versuchen, meine Gedanken in eine
andere Richtung zu lenken. Aber genau das käme mir wie Verrat vor. Denn ich
würde alles für Nicole tun, wenn ich könnte. Nur das geht leider nicht mehr und
das Einzige, was ich jetzt noch für sie tun kann, ist ihr Andenken zu bewahren
und dafür zu sorgen, dass sie nie vergessen wird.
Denn tot ist nur der, der vergessen ist.

24.
März 2025
Wo ist Nicoles Seele jetzt?
Am 07. Januar um 11 Uhr 58 hörte Nicoles Herz auf zu
schlagen.
Kurz darauf verließ die Seele ihren Körper, blieb in
der Nähe und wartete, was nun passieren würde. Aber es passierte nichts.
Niemand holte sie ab, niemand sagte ihr, wie es jetzt weitergehen würde. Also
wartete sie weiter.
Ihr Körper wurde abgeholt und in die Kühlkammer
gebracht. Weiter unsicher, was jetzt das richtige sei, wanderte sie mit, immer
in der Nähe ihres Körpers und beobachtete alles. Viele Gedanken beschäftigten
sie, Antworten gab es keine.
Immer wieder hört sie Stimmen. Menschen, die zu ihr
sprechen und ganz oft die Stimme von Markus. Sie versucht zu antworten, aber
niemand reagiert. Sie können sie nicht hören.
Als der Körper nach einigen Tagen vom Bestatter
abgeholt wurde, ging sie wieder mit und bliebe einige Tage dort.
Auch im Krematorium war sie dabei und danach wieder
einige Tage beim Bestatter.
Und immer wieder fragte sie sich, wo ihr geliebter
Markus wohl sei und wie es ihm ginge. Schon über zwei Wochen hat sie nichts von
ihm gehört oder gesehen. Sie war sehr traurig und einsam.
Dann wurde die Urne abgeholt und sie folgte ihr zur
Kirche.
Die Urne wurde auf eine Steele gestellt. Ringsherum
viele Blumen und Kerzen. Nach einiger Zeit hörte sie Stimmen und Schritte. Die
ersten Gäste kamen rein und da war er endlich - ihr geliebter Markus! Es war so
schön, ihn endlich wieder zu sehen. Sie versuchte ihm etwas zu sagen, ihn zu
berühren, aber er bemerkte sie nicht. Er war gefasst, aber die Trauer war ihm
deutlich anzusehen.
Dann begann die Trauerfeier. Die Pastorin hatte ihr
Leben gut beschrieben, das alles hat Markus ihr genau erzählt. Alles sehr
gewegend und gefühlvoll. Markus Eltern waren auch da, und Steffi und Sonja und
Petra und Irmhild. Sonst niemand. Ihre Mutter auch nicht - wahrscheinlich zu
krank für die Reise. Und Markus war so traurig, hat ihr richtig leidgetan.
Jetzt wurde die Urne zum Grab gebracht und
herabgelassen. Hier also ist mein Grab dachte sie. Also das meines Körpers.
Markus nimmt lange Abschied und spricht in Gedanken zu ihr. Sie versucht
nochmal ihm zu antworten, aber er hört sie micht.
Nach und nach kommen alle anderen zum Grab und
verabschieden sich ebenfalls. Steffi legt einen Brief hinein. Den Inhalt kennt
sie, Steffi hat an sie gedacht, als sie ihn geschrieben hat, und Markus hat ihn
ihr auch vorgelesen.
Danach gehen alle und sie ist allein. Das ist es
jetzt also? Hier soll sie für immer bleiben? Allein?
Ein paar Mal kommt Besuch und immer freut sie sich
ihre Lieblingsmenschen zu sehen, besonders Markus. Und oft hört sie Stimmen,
die mit ihr sprechen, Stimmen und Gedanken von Menschen, die ihr wichtig sind.
Aber oft ist sie auch einsam.
Und eines Tages ist Markus wieder zu Besuch. Spricht
mit ihr, sagt gefühlvolle Dinge. Dann dreht er sich um und geht wieder, wie so
oft. Doch dieses Mal dreht er sich nochmal um und sagt: "Hier liegt nur
Die Asche Deines Körpers. Den brauchst Du nicht mehr. Was willst Du hier noch?
Komm mein Schatz, wir gehen nach Hause."
Und dann geht Markus nach Hause - und die Seele von Nicole
folgt ihm, denn jetzt weiß sie, wo ihr Platz ist.

29.
März 2025
Allein gehen
Geliebte Nicole,
fast 12 Wochen ist es nun her, dass Du
mich verlassen hast. Gegen Deinen Willen musstest Du gehen.
Den Rest unseres gemeinsamen Weges
muss ich nun ohne Dich an meiner Seite zurücklegen. Jeder Meter ein schwerer
Gang.
Und dennoch bin ich mir sicher, dass
Du auf Deine Weise meinen weiteren Lebensweg begleiten wirst. Ich weiß nicht,
ob Du mich sehen kannst, und ich weiß auch nicht, ob Du mich hören kannst, aber
meine Gedanken finden ihren Weg zu Dir. Dessen bin ich mir sicher.
Mein Leben muss ich nun allein
meistern. Die Dinge, die wir gemeinsam begonnen und geplant haben, allein
weiterführen und zu Ende bringen. Immer auch in Deinem Sinne und ich werde mich
nicht verbiegen und mir selbst treu bleiben auf das Du stolz auf mich sein
kannst. Und ich werde Dein Andenken bewahren. Solange ich lebe, soll Dich
niemand vergessen. Dafür will ich sorgen.
Eines Tages werde ich wieder bei Dir sein. Egal, wie
lange das dauert. Dir wird die Zeit nicht lang werden. Zeit spielt keine Rolle
mehr für Dich, dort, wo Du jetzt bist. Und wenn der Tag gekommen ist, werden
wir unseren gemeinsamen Weg wieder gemeinsam weiter gehen - Hand in Hand, Seite
an Seite, bis in alle Ewigkeit.

19.
April 2025
Ostern 2025
Er riecht nach
Rauch.
Ringsherum brennen
Osterfeuer, Familie, Freunde und Nachbarn treffen sich, es gibt Bratwurst und
Bier.
Früher waren wir
auch dabei. Seit Corona dann zuhause mit Terrassenkamin und Grill - und
Erbsensuppe. Freitags gab es Fisch, sonntags falschen Hasen und nach dem Essen
Eierlikör - mit einem Punkt Kirschlikör in der Mitte. Vier freie Tage und die
Frühlingssonne, alles hübsch und bunt geschmückt, morgens ein buntes Osternest
mit Leckereien. Und die Osterwiese in Bremen - der schönste Markt zur
Osterzeit. Und Schoko-Osterhasen für die Kollegen ...
So war es mal.
Geblieben ist
nichts davon.
Ob gläubig oder
nicht, in diesem Tagen tritt die christliche Bedeutung des Osterfests in den
Vordergrund. Beginnend mit dem letzten Abendmahl, den Todestag, die Grabesruhe
und am Ostersonntag schließlich die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,
verbunden mit unendlich viel Hoffnung.
Wo auch immer Du
gerade bist, Du spürst die Gedanken, Liebe und Dankbarkeit all derer, die Dich
gerade schmerzlich vermissen.
Ich bin mir
sicher, dass es Dir gut geht. Denn sonst hättest Du nach mir gerufen - hast Du
immer getan.

01.
Juni 2025
Heute ist mein
Geburtstag. Mein 55ster Geburtstag und der erste seit 32 Jahren ohne Dich an
meiner Seite.
Es gibt jetzt
viele erste Male in meinem Leben - erste Male ohne Dich. Und alle fühlen sich
furchtbar an. Die besonderen Tage sind besonders schlimm. Das war so an unserem
Hochzeitstag - dem 25sten - und das ist auch heute so. Weitere werden folgen.
Heute nun also
mein Geburtstag. Kein Kuss am Morgen, keine Glückwünsche von Dir, keine
Umarmung, kein gemeinsames Frühstück, kein gemeinsames Geburtstagsessen im
Restaurant.
Seit vielen Jahren
haben wir diese Tage auf Sylt verbracht. Mit dem Sylt-Shuttle auf die Insel,
Zimmer mit Meerblick, Sonnenuntergang im Bistro am Strand, Züge kucken am
Bahnhof, Fisch in List am Hafen oder leckeres im Steakhouse oder beim
Italiener, auf dessen Wiedereröffnung wir so lange gewartet haben.
All das hast Du
mitgenommen, als Du gegangen bist. Und noch viel mehr. Nur mich hast Du
zurückgelassen ...
Wenn man
Geburtstag hat, dann darf man sich etwas wünschen. Ich wünsche mir ein Zeichen
von Dir. Ein Zeichen, dass es Dir gut geht.
Und wenn ich heute
noch eine Kerze auf einem Kuchen ausblasen darf, dann wünsche ich mir noch
etwas. Aber das verrate ich niemandem.

08.
Juli 2025
Ein halbes Jahr
...
Ein halbes Jahr
ist es jetzt her, dass sich unsere Wege getrennt haben. 182 Tage ohne Dich in
dieser Welt.
Und es ist ruhig geworden.
Sehr ruhig. Alle leben ihr Leben weiter, sind zurückgekehrt in ihren Alltag.
Nur
wir beide nicht,
mein Schatz, wir können nicht mehr zurück. Für uns ist alles anders und es wird
nie mehr so,
wie es einmal war.
Aber ich werde
nicht ruhig sein. Ich werde jeden Tag mit Dir reden, Dich teilhaben lassen. Das
bin ich Dir
schuldig. Ich
werde weiter alles mit Dir teilen, so wie früher.
So lange ich lebe,
brauchst Du die Stille nicht zu fürchten!
Ich vermisse Dich,
mit jedem Tag ein wenig mehr.

07.
September 2025
Es ist Montag, der
7. September 1992 und ich sitze im Intercity nach Wuppertal. Am Sonntag habe
ich noch eine Schicht als Rettungssanitäter in Osterholz-Scharmbeck geleistet -
meine Zivildienststelle. Und nur eine Nacht später sitze ich im Zug, um einen neuen
Lebensabschnitt zu beginnen.
Dass es so kommt,
war gar nicht selbstverständlich, denn ich hatte mich um einen Studienplatz
beworben. Parallel kam der Bewerbungsaufruf zur Werkmeisterausbildung
Signaldienst und die Bundesbahn war schneller mit ihrer Zusage. Was ich habe,
das habe ich, dachte ich mir und studieren kann ich danach immer noch.
Hätte ich mich
anders entschieden, wäre mein Leben vielleicht ganz anders verlaufen - einmal
anders abgebogen ... Was ich habe, das habe ich – das könnte man auch ganz
anders deuten.
Vier Wochen
Internat, ich kannte niemanden und was mich erwartete, wusste ich nicht. Alle
anderen hatten einen Vorbereitungsdienst absolviert und ich war praktisch
Quereinsteiger. Hagen Hbf - eine Station noch, dann muss ich umsteigen. Ein
leichtes Kribbeln im Bauch. In Wuppertal Hbf - Elberfeld - umsteigen in die
S-Bahn zum Haltpunkt Wuppertal-Zoologischer Garten. Dann mit dem Schulbus auf
den Berg. Anmelden, Zimmer beziehen und Koffer auspacken.
Wir schreiben das
Jahr 1992 - kein Fernseher, kein Handy, Münzfernsprecher im Flur, Doppelzimmer,
Toilette auf dem Flur und Gemeinschaftsdusche im Keller.
Heute
unvorstellbar.
Der erste Ausbildungsabschnitt
sollte in Elberfeld stattfinden, nicht in der Schule oben auf dem Boltenberg.
Aus Platzgründen waren mechanische und elektromechanische Stellwerke sowie die
BÜ-Technik im Bahnhofsgebäude am Hauptbahnhof untergebracht. Das bedeutete jeden
Tag mit Bus und S-Bahn fahren. Aber erstmal in die Kantine zum Mittagessen. Ich
ging die Treppe runter und im Erdgeschoss sah ich eine junge Frau vor einem
Schaukasten die Aushänge studieren. Hübsches Mädchen dachte ich so bei mir. Vor
dem Lehrgang hatte man uns eine Teilnehmerliste zugeschickt und schon dort war
mir aufgefallen, dass zu unserer Lehrgangsgruppe auch eine Frau gehörte. Sollte
das vielleicht sie sein?
Dies war das erste
Mal im Leben, dass ich meine zukünftige Frau Nicole gesehen habe.
Angesprochen habe
ich sie da aber nicht. Nach dem Mittagessen ging es dann in den Bus und dort
habe sie dann wiedergesehen. Schau an - das ist dann also Nicole aus Osnabrück,
mit der ich die nächsten 1 1/2 Jahre zusammen zum Werkmeister ausgebildet werde.
In Elberfeld angekommen ging es in unser Klassenzimmer und als ob das Schicksal
es geplant hatte, waren alle Plätze besetzt bis auf einen - dem neben Nicole.
Also habe ich mich neben sie gesetzt. Später wird sie immer wieder erzählen,
dass ich der Einzige war, der sich getraut hat, sich neben sie zu setzen.
Vorteilhaft war sicher auch, dass sie der einzige Lehrgangsteilnehmer aus
Osnabrück war und - genau wie ich - sonst niemanden kannte.
Nach dem
Unterricht habe ich mich ein Herz gefasst und Nicole gefragt, ob sie am Abend
schon etwas vorhätte. Hatte sie nicht und wir haben uns verabredet, später in
Elberfeld noch etwas trinken zu gehen.
Nach dem
Abendessen in der Kantine sind wir gemeinsam nach Elberfeld gefahren. Am
Bahnhof hat sie eine Postkarte in einen Briefkasten geworfen. Auf meine
Nachfrage sagte sie mir, dass sie verlobt sei und einen Gruß nach Hause
geschickt hat. Etwas enttäuscht war ich gefühlt schon, aber bis dahin war sie
ja nur eine Arbeitskollegin, die ich gerade ein paar Stunden kannte. Wir sind
dann gleich in die erste Kneipe eingekehrt. Dort haben wir uns einen schönen
Abend gemacht und wunderbar unterhalten.
In den nächsten
Wochen sind wir uns immer nähergekommen und haben eine freundschaftliche
Beziehung entwickelt. Nach vier Wochen war der Lehrgang dann vorbei und alle
kehrten zurück in ihre Heimatdienststellen. Weitere Lehrgänge sollten folgen.
Auch zwischen den gemeinsamen Aufenthalten in Wuppertal hielten wir weiter
Kontakt.
Im Laufe der Zeit
haben wir uns immer mehr ineinander verliebt. Das Gefühl war nicht plötzlich
da, sondern ist langsam gewachsen und wurde von Tag zu Tag intensiver. Alle
Kollegen haben sich auf das Wochenende gefreut, weil sie dann ihre Freundin wiedergesehen haben, Nicole und ich fanden
das Wochenende doof und haben uns auf Montag gefreut, weil wir uns dann wiedersehen durften. Anekdote: Alle Männer
haben sich am Freitagmorgen rasiert, bevor es wieder nach Hause ging, ich war
der Einzige, der sich Montagmorgen rasiert hat.
An einem Freitag
fuhren wir im Intercity nach Hause und kurz hinter Wuppertal hast Du mir die
Kopfhörer deines CD-Players aufgesetzt. Dann durfte ich Deine Musik hören,
Barclay James Harvest mit Hymn und Child of the Universe, während draußen am
Zugfenster das Tal der Wupper unter uns vorbeizog oder wir hinter Hagen die
Staustufen der Ruhr überquerten – unvergesslich. Den CD-Player durfte ich dann
mitnehmen und habe das ganze Wochenende weitergehört. Am Montag habe ich dann,
wie so oft, bei der Einfahrt in Osnabrück am offenen Fenstern gestanden und
gewunken, damit Du mich schnell findest.
Die ganzen 1 1/2
Jahre waren ein bunter Strauß voller Erinnerungen. Die Abende im Schnitzelhaus,
beim Chinesen, Pizza Hut im langen Bahnhofstunnel, in der Kneipe bei Giesela,
die Kinobesuche (Jurassic Park) oder im Sommer am Baggersee und das Käsebrötchen
mit heißem Kakao in der Frühstückspause auf dem Bahnsteig in Elberfeld. Im
Sommer nachts auf dem menschenleeren Bahnhof auf die letzte S-Bahn gewartet und
das Warten auf ein Taxi am Bahnhof Zoo oder der dunkle Weg an der Zoo-Mauer mit
den brüllenden Löwen dahinter. Der Aquazoo und die längste Theke der Welt in
Düsseldorf, die Schwebebahn rauf und runter gefahren und vieles andere mehr.
Der eigentliche
Lehrgang, fast immer interessant und das abendliche gemeinsame Lernen. Und wenn
der Lehrer vom Dienst uns vertraut hat, dann durften wir auch abends noch
allein in die Lehranlage und gegenseitig Störungen einbauen und dann suchen.
Ich könne gut erklären hast Du mehrmals gesagt.
Die Einquartierung
im Bullenkloster in Steinbeck wegen Überbelegung, meine Tricks, um an ein
Einzelzimmer zu kommen, Deine Augenentzündung, wegen der ich Dich nach Hause
begleiten und abends wieder allein nach Wuppertal zurückmusste. Das
unweigerliche Geläster der Kollegen war uns vollkommen egal.
Das alles war eine
unglaublich Intensive Zeit - das habe ich so nicht wieder erlebt. Ich könnte
noch mehr erzählen und Du bestimmt auch, wenn Du hier wärst.
Januar 1994 -
Nicole kommt
Es ist Januar 1994
und ich sitze in Bremen im Unterrichtsraum. Alle neuen Bremer Kollegen sollten
nach bestandener Prüfung ihren neuen Dienststellen zugewiesen werden. Die Tür
stand auf, aber ich konnte nicht ins Treppenhaus sehen, weil ich etwas weiter hinten
saß. Der Kollege vor mir dreht sich um, grinst mich an und sagt "Nicole
kommt". Ich entgegne "Du spinnst" ... und schaue zur Tür. Da
stand sie tatsächlich und strahlte mich an. Seit Jahren schon wurden alle
frischgebackenen Werkmeister aus Osnabrück zunächst nach Bremen geschickt, um
dort praktische Erfahrung zu sammeln. Und so hatte man sie gleich morgens, als
sie sich in ihrer Dienststelle meldete, in den Zug nach Bremen gesetzt. Nicht
völlig unerwartet, aber dass es so schnell ging, hat uns doch überrascht.
Ich war für einen
Dienstposten in Bremerhaven und sie für Bremen vorgesehen. Von Bremen hätte sie
täglich mit dem Intercity nach Osnabrück pendeln können, sofern sie keine
Bereitschaft gehabt hätte. Meine Versetzung nach Bremerhaven habe ich mit
Hinweis auf mein nahendes Studium ab September jedoch abgelehnt. Der neue Plan
sah dann so aus, dass ich in Bremen bleiben durfte und Nicole nach Nienburg
musste. Warum nicht einfach getauscht wurde oder Bremen für ein 3/4 Jahr zwei
neue Kollegen verkraften konnte haben wir nicht hinterfragt.
So jedenfalls
spielte die Bundesbahn ein zweites Mal Amor, denn pendeln war für Nicole jetzt
nicht mehr möglich und sie brauchte schnell eine Bleibe. Und so zog sie
kurzerhand bei mir ein und blieb für 31 Jahre ...

09.
September 2025
Heute vor 30
Jahren haben wir uns verlobt, einander versprochen. Eine Feier im Schützenheim
in Etelsen mit Familie, Freunden und Kollegen war der würdige Rahmen. Gleich am
nächsten Tag ging es nach Mallorca, die erste Flugreise meines Lebens. Calla
Millor im Osten der Insel war das Ziel. Sommer, Sonne, Meer, der erste Flug,
das erste Mal Spanien, das Vordiplom in der Tasche und Du. Wir waren glücklich!
Vier Jahre später
am 09.09.1999 ging das ESTW Bremen in Betrieb. Da waren wir beide gefordert, Du
als Techniker LST für den Umbau der Weichenantriebe, ich als Vertreter der
Projektleitung. Zeit für eine Hochzeit gab es nicht.
Ein Jahr später, heute
vor 25 Jahren, am 09.09.2000, konnte uns aber nichts mehr aufhalten: die
kirchliche Hochzeit stand an!
Lange Planungen
gingen voraus. Festsaal, Musiker, Fotograf und Videofilmer, Speisefolge,
Sitzordnung, Einladungskarten, Hochzeitskleid und vieles, vieles mehr. Das hat
richtig Spaß gemacht.
Getraut wurden wir
in der Kirche zu Baden. Die legendäre Feier fand im Gasthof Zur Linde in
Bierden statt. Blitzlichtgewitter beim Einmarsch, ein Gast, der die Musiker
fast in den Schatten gestellt hätte, die Schattenfete im Nebenzimmer und vieles
mehr.
Unvergesslich!
Die Hochzeitsreise
führte uns erneut nach Mallorca, dieses Mal direkt an die Playa de Palma. Kurz
vor der Hochzeit hat unser Reiseveranstalter die Abflugzeit noch auf 06:00 h am
nächsten Morgen vorverlegt. In der Hochzeitsnacht haben wir gar nicht geschlafen
und kurzzeitig wolltest Du sogar im Hochzeitskleid in den Flieger einsteigen!
Glücklich!
... für 24 Jahre
und 4 Monate.
Es lief nicht
alles perfekt. Du weißt es, denn Du warst dabei. Ich würde heute einiges anders
machen und Du sicher auch. Aber in einem bin ich mir absolut sicher: Nach
allem, was ich heute weiß und mit Rückblick auf 32 Jahre und 4 Monate würde ich
immer wieder Dich zur Frau nehmen. Ohne jeden Zweifel!
~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~
Getraut wurden wir
in der Kirche zu Baden. Der Weg dorthin und zurück führt über eine Allee über
den Friedhof. Damals sind wir den Weg vom Haupttor zur Kirche gemeinsam
gegangen, auf dem Rückweg dann als Mann und Frau. 24 Jahre später bin ich
diesen Weg erneut gegangen, auf dem Hinweg hinter Deiner Urne, auf dem Rückweg
allein.
Auf diesem
Friedhof haben Deine sterblichen Überreste nun ihre letzte Ruhe gefunden. Und
nur die, denn Du lebst weiter - irgendwo, irgendwie.
An einem Satz der
Trauungsrede komme ich nicht vorbei: "Bis das der Tod euch scheidet"
Der Tod scheidet
uns nicht - das lassen wir nicht zu. Wir allein haben uns aus freien Stücken
füreinander entschieden und Gott hat uns seinen Segen gegeben. Und auch nur wir
bestimmen, wann es zu Ende ist. Darum bist Du immer noch meine Frau, Du hast
jetzt nur eine andere Adresse. Warum das so sein muss, verstehe ich nicht. Aber
wir müssen das jetzt akzeptieren.
Für Dich führt
kein Weg zurück, noch nie ist jemand zurückgekehrt. Und Du wirst nicht die
Erste sein. Dieser Weg ist eine Einbahnstraße, aber ich kann zu Dir kommen.
Nicht heute, nicht morgen, aber der Tag wird kommen, an dem wir uns wieder in
die Arme schließen können und unseren Weg gemeinsam fortsetzen.
Und dann kann uns
nichts und niemand mehr trennen.
Ich habe Dich
nicht verloren, Du bist nur voran gegangen. Halte mir bitte den schönsten Platz
frei - den an Deiner Seite.


Die Menükarte - Nicole hat gedichtet
09.
September 2025
Ich
bin den Weg nochmal gegangen. Heute. Zur gleichen Zeit wie damals. Die Kirche
war verschlossen und dunkel.
Drinnen keine Stimmen. Damals, die
Frage aller Fragen. Heute Stille. Auf dem Rückweg bin ich abgebogen, zu Deinem
Grab.

26.
September 2025
Liebe Nicole,
heute, vor 55 Jahren, wurdest Du
geboren.
Nur 54 Geburtstage durftest Du feiern
... weitere kommen nicht mehr hinzu. Trotzdem bleibt es Dein Ehrentag.
Ein Geschenk habe ich Dir nicht
gekauft, Du hast alles, was Du brauchst. Aber ich habe Dir gute Wünsche
mitgebracht.
Mein lieber Schatz, ich wünsche Dir,
- dass Du keine Angst mehr hast.
Nichts bedroht Dich. Geborgenheit und Sicherheit sollst Du fühlen.
- dass Du keine Sorgen mehr hast.
- dass Du keine Schmerzen mehr hast.
- dass Du fühlst, spürst, siehst und
hörst, wie Deine Lieblingsmenschen um Dich trauern und Dich vermissen.
- dass Du fühlst, spürst, siehst und
hörst, wie jeden Tag mindestens einer an Dich denkt.
- dass Du stolz bist auf das, was Du
in Deinem Leben erreicht hast. Du hast allen Grund dazu!
- dass Du Deinen Frieden findest und
jeder Streit keine Bedeutung mehr hat.
- dass Du alte Weggefährten wiedertriffst,
die Du gernhattest und vermisst hast.
- dass Du unsere Katze Gizmo
wiedersiehst - sie ist auch viel zu früh gegangen.
- dass Du den Sternenhimmel jetzt von
allen Seiten betrachten kannst ohne störende Straßenlampen.
- dass Du die Welt nun von oben
betrachten kannst ohne Deine Drohne.
- dass Du dort jemanden findest, der
Dir jeden Samstag ein Rührei macht - oder Dir zeigt, wie es geht.
- dass Du dort jemanden findest, der
mit Dir tanzt und nicht ständig auf die Füße tritt.
- dass Du dort, wo Du jetzt bist auch
Pommes mit Majo bekommst. Und ein saftiges Steak. Zum Nachtisch Churros.
- dass Du dort, wo Du jetzt bist auch
Deine Coke Zero bekommst und nicht nur Wasser trinken musst.
- dass Du dort hin und wieder auch
einen Baileys auf Eis genießen kannst.
- dass Du jeden Tag einen
Sonnenuntergang am Meer siehst.
- dass Du dort, wo Du jetzt bist immer
genug Kaffee bekommst.
- dass Du trotz Kaffee jetzt wieder
gut schlafen kannst.
- dass Du nun endlich Ruhe vor Wespen
und Bienen hast.
- dass Du jetzt Zeit hast nach
Herzenslust zu basteln und zu zeichnen. Ich sehe mir das dann später alles an.
- dass Du dort auch Deine
Lieblingsserien und -filme empfangen kannst.
- dass Du dort noch vieles analoge
findest, dass noch nicht digitalisiert wurde und einfach funktioniert.
- dass Du nie wieder eine
Steuererklärung machen musst.
- dass Du jetzt ein neues Handy
bekommen hast. Hätte auch gerne Deine neue Nummer.
Und ich wünsche mir, dass Du Dich auf
unser Wiedersehen freust - wann auch immer das sein wird.
Alles Liebe zum Geburtstag! Auf Dein
Wohl mein Schatz!
Wir dachten, wir hätten noch so viel
Zeit

Und während ich das schreibe, wenige
Sekunden nach Mitternacht, beginnt der Himmel zu weinen.

23.
November 2025
Liebste
Nicole,
heute
ist Totensonntag oder auch Ewigkeitssonntag, ein Gedenktag für die
Verstorbenen.
Natürlich
denke ich jeden Tag an Dich, wie könnte es anders sein. Ich nehme aber diesen
Gedenktag
zum
Anlass, etwas über Dich zu erzählen.
Auslöser
war ein Gespräch mit einer lieben Kollegin über Dich, bei dem sie mir erzählt
hat, dass
Du
immer so stolz auf mich und mein Fachwissen warst.
Das
hat mich sehr gerührt!
Grund
genug für mich, hier jetzt mal für Dich aufzuschreiben, worauf ich bei Dir
stolz war und bin.
Ich
bin stolz auf Dich, weil ...
-
Du immer freundlich und hilfsbereit warst
-
Du immer gute Laune verbreitet hast
-
Du immer fleißig warst und Dich vor keiner Aufgabe gedrückt hast
-
Du die Werkmeisterausbildung mit Erfolg absolviert hast (dort habe ich Dich
kennengelernt)
-
Du die Prüfung zur Fachplanerin sehr souverän gemeistert hast
-
Du es bis zur Technischen Bundesbahnbetriebsinspektorin (TBBi) gebracht hast
-
Du stark warst im Bilden von Netzwerken
-
Du viele Teamleiteraufgaben übernommen hast und mich damit enorm entlastet hast
-
Du das Team zwischenmenschlich geprägt hast
-
Du als Leiterin Vertrieb und Kundendienst immer eine gute Lösung gefunden hast
-
Du bei allen Kunden äußerst beliebt warst
-
Du im Kundendienst Maßstäbe gesetzt hast, an denen wir uns orientieren und
messen lassen
-
Du wunderschöne und passende Werbebanner und -Flyer entwickelt und gezeichnet
hast
-
Du spannende und beliebte Gewinnspiele entwickelt und durchgeführt hast
-
Du handwerklich so geschickt warst und das Meiste selbst repariert hast
-
Du so praktisch gedacht und pragmatisch Lösungen gefunden hast
-
Du gut Autofahren konntest und nur selten Angst hattest, wenn ich gefahren bin
-
Du mir immer den Rücken freigehalten hast
-
Du immer zu mir gehalten hast
-
Du mich und meine Eigenheiten ertragen und mich trotzdem geliebt hast
-
Du alle Spinnen aus dem Haus gejagt hast
-
Du immer leckere und oft gesunde Mahlzeiten gezaubert hast, z.B. Schweinelendchen
mit Pfirsich
-
Du so stark im Umgang mit Deinen Eltern warst
-
Du so stark im Umgang mit Deiner Erkrankung warst
Und
noch vieles, vieles mehr ...
Du kannst wahrlich stolz auf Dich sein
- ich bin es!

Nicoles Fotos
Lieder
Das ganz
große Glück (im Zug nach Osnabrück)
Nicoles Playlist
Barclay James Harvest - Child Of The
Universe
Queen
– Princess Of The Universe
Queen
– Who Wants To Live Forever
Queen
– Friends Will Be Friends
HdR
– The Council of Elrond Featuring Aníron
HdR
– The Breaking of the Fellowship
Barclay
James Harvest – Nova Lepidoptera
Barclay
James Harvest – Mockingbird
Barclay
James Harvest – In Memory Of The Martyrs
Barclay
James Harvest – Taking me Higher
Barclay
James Harvest – Sea of Tranquillity
David
Bowie – Thursday s Child
David
Bowie – As the world falls down
Lesung Kirche
23. Januar 2025 |
Kirche Baden (Weser)
Lesung
Einfach so weg
An einem Tag wie jedem andern
bist du morgens gegangen
So wie du jeden Morgen gingst
Nachdem du die Milch von den Cornflakes trinkst
Wir haben uns nicht mal Tschüss gesagt
denn da haben wir ja noch nichts geahnt
An dem Morgen war rein gar nichts besonders
Nur einer der sechs gleichen Tage vorm Sonntag
Darum habe ich ein schlechtes Gewissen
Man nahm mir das Recht, dich zu küssen
Wir sind die Zurückgebliebenen
… ein ¾ Stück Familie
Nun sagen alle, dass ich stark bin
Doch das sagen alle, die nicht da sind
Wenn mich die Leere in mir um den Schlaf bringt
Wenn mich die Leere draußen durch den Tag bringt
Einfach so weg
Du bist einfach so weg
Und doch immer da
Weit entfernt und so nah
Einfach so weg
Jetzt umarm ich jeden etwas zu fest
jedes Mal, bevor er rausgeht, jeden Tag
Denn er könnte weggehen für immer
Ich habe Angst vor der Türklingel
Vor Polizisten, die leise sprechen
Großes Unglück in kleinen Sätzen
Abends mache ich mein Fenster auf
Und gucke in das Himmelszelt hinauf
Und frag mich, ob du runterschaust
Ob du mich sehen kannst,
mich hier in unserm Haus
Ich brauch dich doch
– Wir alle hier –
kriegen dich nie aus dem Kopf
Einfach so weg
Du bist einfach so weg
Und doch immer da
Weit entfernt und so nah
Einfach so weg
Manchmal in der Nacht
Schau ich stundenlang hoch
Überall und nirgendwo bist du
Einfach so weg
Du bist einfach so weg
Und doch immer da
Weit entfernt und so nah
Einfach so weg
Liedtext aus:
Einfach so weg
Bosse, Prinz Pi,
Stephanie Kloß (Silbermond); aus dem Buch „Einfach so weg“ von Ayse Bosse und
Andreas Klammt,
Calwer Verlag,
ISBN 978-3-551-51849-1
Ansprache
Lieber Herr Schröder, liebe Familie Schröder, liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde,
Vielleicht hat der Songtext einige Ihrer Gefühle beschrieben, die Sie im Moment haben. Schmerz, Trauer, Unverständnis. Es tut so weh, Nicole zu verlieren. Sie ist so weit weg und doch immer da.
Christinnen und Christen halten seit Urzeiten an ihrem Glauben fest, dass Gott da ist. In Allem. Selbst wenn wir keine Worte haben, für das, was uns überfällt. Gott sieht uns. Ich habe Worte aus Psalm 139 für diese Trauerfeier ausgesucht:
1 HERR, du
erforschest mich und kennest mich.
2 Ich sitze oder
stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
3 Ich gehe oder
liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
Der christliche Glaube, es war auch der Glaube von Nicole.
Nicole ist in Osnabrück geboren und in Velpe aufgewachsen. Die Eltern waren gut vernetzt in der Nachbarschaft, hatten dort einen großen Freundeskreis. Dazu gehörte auch ein Pastor. Deswegen spielte Nicole eine Zeitlang Orgel in der Kirche.
Sie hatte einige Schulfreunde und auch später noch Kontakt zu ihnen. Sie hatte außerdem ein enges Verhältnis zu ihren Eltern.
Als Sie ihre Ausbildung bei der Deutschen Bahn begann, zog sie nach Osnabrück. Von dort ging es auf die Seminare, bei denen Sie sich kennenlernten, Herr Schröder. Nicole war die einzige Frau dort. Sie saßen nebeneinander, kamen ins Gespräch und daraus wurde dann erst eine Beziehung und dann eine Ehe. Nicole zog zu Ihnen in die Oyter Straße nach Baden. Fortan lebten Sie zu viert in einer Hausgemeinschaft mit Ihren Eltern.
Gerne hätten Sie Kinder bekommen, doch das klappte nicht. Stattdessen widmeten Sie sich beide Ihrer Arbeit, wo Sie schon bald in einer Abteilung zusammenarbeiteten. Außerdem hatte Nicole Hobbies. Die Fantasy- und Science-Fiction-Romane, insbesondere die von Terry Pratchett, die sie liebte, die Star-Wars- Filme und ihre Musik, die sie hörte. Außerdem zeichnete sie gerne. Ihre Zeichenstifte und Papier nahm sie auch immer mit auf die gemeinsamen Urlaube. Zu zweit oder zu viert ging es oft ans Meer. Nicole liebte das Meer. Sylt, Wangerooge, Cuxhaven und Timmendorf. Sie setzte sich dann auf den Balkon, oder ins Café und zeichnete.
Zuhause ging sie öfter abends auf den Balkon, um die Sterne anzuschauen und ärgerte sich dann immer über die Straßenlaterne vor dem Haus, die zu hell war.
Immer freitags trafen Sie sich in der Küche Ihrer Eltern, Herr Schröder, und feierten gemeinsam den Start des Wochenendes. Überhaupt trafen Sie sich öfter zum Essen oder zum Essen gehen. Nicole mochte besonders gerne Griechisch. Oder wenn Sie, Frau Schröder, Ente machten.
Es war so einfach, mit ihr ins Gespräch zu kommen, erzählen Sie, Herr und Frau Schröder und Sie lachten viel. Nicole war fröhlich und optimistisch. „Das kriegen wir schon hin!“ und „Wir schaffen das“, war ihr Motto, immer wenn schwierige Situationen auftauchten. Und überhaupt, wenn es um technische Probleme ging, oder um Computer und Smartphones, kannte Sie sich aus und half sofort.
In die Nachbarschaft in der Oyter Straße lebte sie sich schnell ein. Öfter organisierten Sie als Familie die Straßenfeste. Vom Einladung schreiben bis zum Getränke ausschenken oder der ganzen Organisation drum rum: Es war toll, Nicole dabei zu haben.
Die Feiertage und Weihnachten verbrachten Sie grundsätzlich zusammen. In den Tagen danach fuhren Sie dann zusammen nach Westerkappeln, Herr Schröder, zu Nicoles Familie. Oft fuhr Nicole auch allein in die Heimat und telefonierte viel mit ihren Eltern.
Sie teilten gemeinsam den Kollegenkreis auf der Arbeit, Herr Schröder, und hatten auch ein Softwareprojekt gemeinsam mit einem Kollegen für eine Simulationssoftware für Stellwerke.
Abends schauten Sie gerne Filme und Serien zusammen. Außerdem hatten Sie die Katze gemeinsam, Gizmo.
Es war sehr schwer, zum Schluss Abschied zu nehmen. War doch die Hoffnung auf eine erneute Heilung so groß gewesen.
Weihnachten konnten Sie noch einmal gemeinsam verbringen.
1 HERR, du
erforschest mich und kennest mich.
2 Ich sitze oder
stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
3 Ich gehe oder
liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
Gott kennt uns. Gerade, wenn wir uns in großer Dunkelheit befinden. Vielleicht hat Nicole zuletzt etwas davon gespürt. Vielleicht war es ihr ein Trost.
Gott kennt die Wege, die wir als Menschen gehen. Die Wege durch die Sonnentage des Lebens und die Wege durch die finsteren Täler. Er ist diese Wege selbst gegangen, als Jesus Christus am Kreuz starb.
Da hat er zu uns Menschen gesagt: Meine Liebe zu euch ist stärker als aller Tod und stärker als alle Dunkelheit.
Und so geben wir Nicole Schröder heute in Gottes Hand. Wo unsere Hände loslassen, sind Gottes Hände da. Er ist da für Nicole und er ist auch da für uns, die wir nun zurückbleiben. Gott ist da in unserer Trauer, in unserem Abschied und wenn wir aneinander denken. Er ist auch da auf den neuen Wegen, die wir nun gehen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Pastorin Büttner,
Achim




Zitate
„Ich glaube an die Unsterblichkeit der Seele. Die
Wissenschaft hat uns bewiesen, dass sich nichts in nichts auflöst.“
― Wernher von Braun
„Ich glaube nicht, dass mit dem Tod alles aus ist. Dieser
wunderbare menschliche Körper, dieses so unendlich komplizierte System, unsere Seele, unsere
Fantasie, unserer Gedanken - alles nur für ein einmaliges kurzes Erdenleben? Nein, das glaube ich nicht. Kein
Schöpfer wäre so verschwenderisch. Wir verlassen die Erde. Aber wir kommen wieder.“
― Heinz Rühmann
„Der Anfang des Lebens ist die Geburt, diese aber nicht der
Anfang des Lebens der Seele, sondern des Menschen. –
Das Ende des Lebens
ist der Tod, dieser aber nicht das Ende des Lebens der Seele, sondern des
Menschen.“
― Immanuel Kant
Beträge/Grußworte Freunde/Familie
Von Sonja Göbbert für Nicole
Unheilig –
Ich würd dich gern besuchen
© Markus Schröder | 2025 Kontakt:
webmaster@himmel.jetzt